Kleines Plädoyer: Clownerie als Kunstform
Seit über 20 Jahren erforsche ich die Kunstform der Clownerie. Diese Form ist für mich ein Spannungsfeld zwischen Humor, Sprache, Bewegung, Malerei und Musik. Diese Mischung bildet die schöpferische Basis für meine Clownsfigur „Ciboulette Klimbim“
Als ich zum ersten Mal eine rote Nase aufgesetzt hatte, ahnte ich nur wenig von dem Potential dieser Figur. Die ersten Schritte waren vorsichtig, aber schon damals sehr befreiend. Durch meine Verwandlung hatte ich die Möglichkeit einen naiven und veränderten Blick auf die Realität zu werfen und eine emotionale Durchlässigkeit zu spüren. Beides ermöglicht es mir die Magie des Augenblicks und die Lust am Scheitern in Szene zu setzen. Auf diesem Weg wurde ich mit mir selbst und meiner Verletzlichkeit konfrontiert, aber auch mit meiner Menschlichkeit. Das alles hat mir Kraft gegeben, Probleme und Krisen anders zu bewältigen und das Leben anzunehmen, wie es ist: bewegend und überraschend.
Die Figur des Clowns ist in ihrer Geschichte sehr unterschiedliche Wege gegangen, um den Menschen auf eine ungewöhnliche Art und Weise zu begegnen. Das menschliche Verhalten, die zwischenmenschlichen Beziehungen und Konflikte, sind das Forschungsfeld des Clowns. Bereits im Theater zu Zeiten Shakespeares oder später als Reprisenclown im Zirkus befand sich der Clown in der Rolle des Außenseiters und Betrachters des Geschehens. Dieser Platz ermöglichte ihm die Freiheit, um die gegebene Situation zu spiegeln, beziehungsweise eine neues Licht auf menschliche Verhaltensmuster zu werfen. Weil sie ungewiss in ihrem Dasein bleibt, kann diese archetypische Figur, wie Kinder, unbequeme Fragen stellen.
Die Clownerie ist für mich ein Ort der Utopie, wo Schubladen durcheinander gewirbelt werden können.
In der Clownerie dürfen Anarchie und Wahrheit dicht beieinander liegen.
Poetisch, Philosophisch und Aufmüpfig!
Meine Clownsfigur ist mit den Jahren vielfältiger geworden. Ich habe mit verschiedenen Lehrer*innen in Frankreich, Deutschland und Israel viel geübt, gespielt und improvisiert. Ich unterrichte und inszeniere andere Clown*innen seit 15 Jahren. Ich lerne vom Lehren und Begleiten ständig weiter.
Fotos: Lars Klicken